An was denken Sie bei lateinamerikanischer Musik? An Rhythmus, an Flöten, an viele Naturtrommeln, die mit den Händen gespielt werden...
Aber denken Sie auch an ein Horn? Vermutlich nicht sofort. Aber Otto M. Schwarz dachte daran: Cape Horn, ein Solowerk für F-Horn und symphonisches Blasorchester über das Kap Hoorn. Ein geniales Wortspiel und noch ein viel genialeres Werk.
Gespielt wurde es bei unserem Konzert von Evi Käßbohrer, einer sehr talentierten Hornistin, die dem Stück die entsprechende Ausstrahlung und Aussage verlieh.
Weiter ging es in die Anden, aus denen drei Berge herausgegriffen und in „Cordilleras de los Andes“ musikalisch beschrieben wurden.
Nach dieser musikalischen Reise sollte Musik von lateinamerikanischen Komponisten nicht fehlen: Arturo Marquez versteht es, die Idiome mexikanischer Volksmusik in den Orchesterklang zu integrieren. Äußerst gut gelungen im „Danzon Nr 2“ und in „Conga del Fuego Nuevo“.
Zweiter im Bunde ist Astor Piazzolla. Er gilt als Begründer des „Tango Nuevo“, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tangos.
In einer kleinen Besetzung eines Klaviertrios mit Trompete und Posaune kam das Stück „Oblivion“ zu Gehör. Diesen wunderschönen und wehmütigen Tango intonierten Manuel Zeller (Klavier), Antonia Efinger (Trompete) und Sophie Pope (Posaune).
Nicht nur, dass Sophie Pope wunderbar Posaune spielt, sie hat Komposition studiert, erst nahe ihrer Heimat in Manchester bei David Horne, anschließend in Stuttgart an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bei Caspar Johannes Walter. Aufenthalte und Auslandssemester u.a. in USA geben ihrem Lebenslauf noch eine faszinierende Würze hinzu.
Bei unserem Projekt durften wir sie als Komponistin und Gastdirigentin willkommen heißen. Als Leiterin der Registerproben im tiefen Blech konnte sie wertvolle Anregungen geben, als Dirigentin von „Conga del Fuego Nuevo“ und „Caipora“ war sie eine kompetente Besetzung und als Komponistin bereicherte sie unser Konzertprogramm. Das Stück „Caipora“ entstand aus ihrer Feder und wurde eigens für unser Projekt komponiert. Caipora ist eine Gestalt aus der Mythologie der Amazonasregion Brasiliens und beschützt die Tiere im Urwald.
Unter ihrer Leitung einstudiert, brachte das Orchester die musikalische Geschichte zur Uraufführung.
Als populärer Abschluss eines gelungenen Konzertes durfte die Partymusik „Samba de Janeiro“ erklingen.
Renate Beck-Winkler